Archiv für den Monat: Juli 2016

«Es geht uns unglaublich gut – und schlecht»

Interview mit Soziologen Heinz Bude über die #AfD, das #Verbitterungsmilieu, das wachsende #Dienstleistungsproletariat u.a.m.

Tages-Anzeiger vom 30.3.2016: «Es geht uns unglaublich gut – und schlecht»

“In ganz Deutschland kochen die Emotionen hoch: hier das ungelöste Flüchtlingsproblem, dort die hohen Wahlergebnisse für die AfD. Was ist schlimmer, die Lage oder die Stimmung?

TA: Jetzt hat bei den Landtagswahlen die AfD gleich dreimal gewonnen, also eine Partei, die das Fenster lieber zumacht. Was sagen Sie als Stimmungsdiagnostiker dazu?
Bude: Die untergründige Stimmung der Gereiztheit, die wir seit sechs bis acht Jahren haben, intensiviert sich gegenwärtig noch einmal. Viele Menschen haben den Eindruck, die Zukunft sei verschlossen und verbaut und die Gegenwart entgleite ihnen. Es handelt sich um das, was ich Verbitterungsmilieu nenne, immerhin zehn Prozent der Bevölkerung, mit relativ gutem Einkommen, relativ hoher Bildung, aber dem Gefühl, unter ihren Möglichkeiten geblieben zu sein. Zusammen mit dem neu entstandenen Dienstleistungsproletariat macht das 25 Prozent. Es sind diese Leute, die die Volksparteien verloren haben.

TA: Warum hat die AfD gerade im Osten so stark gewonnen – dort gibt es doch die wenigsten Flüchtlinge?
Bude: Es gibt immer eine Hierarchie des Hierseins. Der klassische Ostdeutsche fühlt sich bis heute als Bürger zweiter Klasse. Er ist der Bundesrepublik ja beigetreten.

TA: … und fühlt sich als Einwanderer, ohne sich überhaupt bewegt zu haben.
Bude: Genau. Und wenn Flüchtlinge ins Land kommen, wendet sich die Hierarchie des Hierseins gegen sie. Diese greift auch bei anderen Gruppen. Die Spätaussiedler der 90er-Jahre sagen jetzt: Wer hat eigentlich damals für uns die Arme ausgebreitet? Es wird auch den gut integrierten Deutschen mit türkischen Wurzeln geben, der sagt: Die arabischen Muslime sind was völlig anderes als wir. … .”

http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Es-geht-uns-unglaublich-gut–und-schlecht/story/28892853 Quelle: Der Soziologe Heinz Bude findet das Gefühl einer verstellten Zukunft im Milieu der «Verbitterten» und beim Dienstleistungsproletariat.

Wie die Chemnitzer Pegida und AfD sehen

Chemnitz: Wie die Chemnitzer_innen #Pegida und #AfD sehen

Freie Presse: “Studenten der TU Chemnitz haben erstmals die Einstellung der Bürger zu asylkritischen Bewegungen untersucht – und teils große Unterschiede zu deutschlandweiten Forschungen festgestellt. … In einem Lehrforschungsprojekt über drei Semester wurden 208 Chemnitzer telefonisch befragt. …

Rund jeder zwölfte Chemnitzer äußerte demnach eindeutige Sympathien für die AfD, Pegida bekam 10,5 Prozent Zustimmung. Die Werte stiegen allerdings, wenn die Fragen konkreter wurden. So stimmten die Hälfte aller Befragten ganz oder teilweise der Aussage zu, “dass Pegida dem Volk eine Stimme gebe”. In einem zweiten Schritt wurden rechtsextreme Einstellungen der Chemnitzer untersucht und mit einer deutschlandweiten Untersuchung von 2014 verglichen. Ergebnis: Die Zustimmung der Bürger der Stadt zu bestimmten Aussagen, die auf ein rechtsextremes Weltbild schließen lassen, sind teilweise höher als im Bundesdurchschnitt. … .”

http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Wie-die-Chemnitzer-Pegida-und-AfD-sehen-artikel9526567.php Quelle: Die einen bringen zumindest in Dresden immer noch hunderte Bürger auf die Straße, die ihren Unmut äußern. Die anderen sind mit teils zweistelligen Ergebnissen in mehrere Landesparlamente eingezogen. …

Schwache Wirtschaft, rechte Wähler: Auf dem Land regiert der Frust – SPIEGEL ONLINE

Schwache Wirtschaft, rechte Wähler_innen: #AfD, #Pegida, #Legida, … Auf dem Land regiert der Frust. Bürger_innen in den Metropolen schauen fassungslos zu

SPIEGEL ONLINE: “Die Städte hängen das platte Land ab, ganze Regionen sind ökonomisch am Ende. Das schlägt sich politisch nieder: Weltweit übernehmen Rechtspopulisten den ländlichen Raum. Aus der Idylle entspringt der Zorn. Wo man es am wenigsten vermuten sollte, braut sich ein politisches Beben zusammen: Ländliche Regionen entscheiden Wahlen, überraschen Experten und verändern den Kurs ganzer Nationen. Die Bürger in den Metropolen schauen fassungslos zu. …

Der Trend ist eine indirekte Folge der Globalisierung. In den Großstädten, den Knotenpunkten der Weltwirtschaft, ist die Produktivität viel höher. … Entsprechend höher sind dort die Löhne. Entsprechend wohlhabender sind Städter im Durchschnitt. Höher gebildet und zufriedener mit ihrem Leben sind sie obendrein.

So setzt ein selbst verstärkender Effekt ein: Junge, ambitionierte Leute zieht es in die größeren Städte, wo sich ihnen bessere Entfaltungschancen bieten. Auch Investitionen fließen bevorzugt in die Metropolen. Das flache Land hingegen dünnt aus, ökonomisch und demographisch. Zurück bleiben abstiegsbedrohte Regionen, die sich, wenn es schlecht läuft, zu einer Parallelwelt entwickeln. Wo sich ein Lebensgefühl ausbreitet, das mit dem Geist der Städte nur noch wenig gemein hat: ärmer, älter, pessimistischer – und entsprechend empfänglich für populistische Politstrategen.

Deutschland steht bislang noch relativ gut da. Noch halten sich die ökonomischen Unterschiede zwischen den Regionen in Grenzen. So sind die Differenzen bei den verfügbaren Einkommen bislang relativ gering, deutlich kleiner etwa als in Großbritannien, Frankreich oder Polen. Aber das könnte sich bald ändern. … .”

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/stadt-und-land-wo-afd-donald-trump-le-pen-und-co-stark-sind-a-1105526.html Quelle: Die Städte hängen das platte Land ab, ganze Regionen sind ökonomisch am Ende. Das schlägt sich politisch nieder: Weltweit übernehmen Rechtspopulisten den ländlichen Raum.

Rechtsruck in Sachsen – Ist Legida typisch sächsisch?

Leipzig: Ist #Legida typisch sächsisch? #AfD, #Pegida, #Verbitterungsmilieu, “Gesellschaft der Angst” und paranoider Völkermordgedanke

Deutschlandradio Kultur, Länderreport vom 25.07.2016: “Der Pegida-“Ableger” in Leipzig, Legida, hält sich seit anderthalb Jahren in der Stadt. Blühen rechte und rassistische Ideen in Sachsen besonders gut? …

Unter dem Titel “Gesellschaft der Angst” hat Heinz Bude 2014 ein Buch veröffentlicht. Prompt wurde er gebeten, einen Vortrag in Dresden zu halten, der das Phänomen Pegida erklären sollte. Bude beschrieb dort drei soziale Gruppen, die fremdenfeindliche Haltungen hätten: Da seien zum einen die Übergangenen. All jene Minijobber und Hartz-IV-ler, die tatsächlich wenig haben. Dann seien da die Verbitterten. Ihnen gehe es materiell gesehen im Grunde gut, aber sie fühlten sich seltsam zurückgesetzt, außen vor. Das beträfe mehr Ost- als Westdeutsche. Und schließlich sind da die Selbstgerechten. … .”

http://www.deutschlandradiokultur.de/rechtsruck-in-sachsen-ist-legida-typisch-saechsisch.1001.de.html?dram:article_id=361096

Und weil wir gerade beim Thema sind – hier noch ein soziologischer Blick ins Nachbarland:

Deutschlandfunk vom 21.07.2016:

Eine soziologische Analyse
Der AfD-Wähler – das unbekannte Wesen

“Die AfD ist vor allem eine Männerpartei, wird eher von älteren gewählt und ihre Wähler eint die Angst vor dem Abstieg – so resümieren Meinungsforscher. Soziologen und Demoskopen hatten die Wahlerfolge der “Alternative für Deutschland” so nicht vorhergesehen. Doch wer sind ihre Wähler? Der Versuch einer soziologischen Analyse des “typischen” AfD-Wählers anhand dreier Landesverbände. … .”

http://www.deutschlandfunk.de/eine-soziologische-analyse-der-afd-waehler-das-unbekannte.724.de.html?dram:article_id=360821 Quelle: Der Pegida-“Ableger” in Leipzig, Legida, hält sich seit anderthalb Jahren in der Stadt. Blühen rechte und rassistische Ideen in Sachsen besonders gut? In den Sozialen Medien fordern Nutzer: Der Freistaat solle Deutschland verlassen.

leftvision

Berlin: Erwerbsloseninitiative BASTA! fordert mit einem Sit-In im Jobcenter Berlin-Mitte die Übernahme der Mietkautionen auch für Untermietverträge und die Bearbeitung von Umzugsgenehmigungen am Tag der Antragsstellung

Den Text mit den Forderungen findet ihr in Deutsch, Polnisch, Türkisch, Englisch, Französisch und Spanisch unter
http://basta.blogsport.eu/2016/07/25/unsere-forderungen-im-jobcenter/. Quelle: Endlich eine neue Bude gefunden und dann verunmöglicht das Amt den Umzug?! Diesen unhaltbaren Zustand will die Erwerbsloseninitiative BASTA! nicht länger hinnehmen und hat Ende Juli 2016 dem Jobcenter Berlin-Mitte einen kollektiven Besuch abgestattet.

Dresden: Transaktionsvolumen bei Anlageimmobilien auf Rekordniveau

Dresden: Anstieg der Bestandsmieten lässt Attraktivität von Anlageimmobilien weiter steigen. #WoPoDD

Wohn- und Geschäftshäuser Marktreport 2016/17 Dresden
https://www.engelvoelkers.com/wp-content/uploads/2016/07/Dresden_WGH_2016-2017_Web.pdf:

“Der Markt für Wohn- und Geschäftshäuser in Dresden war im Jahr 2015 von einer hohen Nachfrage und steigenden
Kaufpreisen geprägt. …

Der überwiegende Handel fand sowohl für Mehrfamilienhäuser als auch für Wohn- und Geschäftshäuser in zentralen Stadtteilen wie Neustadt, Pieschen und Löbtau statt. Diese Lagen sind für Investoren aufgrund der gut sanierten Altbausubstanz, der hohen Wohnraumnachfrage sowie des hier zu erwartenden ansteigenden Mietniveaus attraktiv. Demgegenüber steht ein nennenswerter Bestand an Anlageimmobilien, die zuletzt nach der Wiedervereinigung saniert worden sind. Dort müssen teils aufwendige Modernisierungsmaßnahmen an der Fassade oder in den Wohnungen erfolgen. …

Die anhaltend hohe Wohnraumnachfrage sowie die vielen Sanierungsmaßnahmen führen zu einem Anstieg der Bestandsmieten, was die Attraktivität von Anlageimmobilien in Dresden weiter steigen lässt. … .”

https://www.property-magazine.de/dresden-transaktionsvolumen-bei-anlageimmobilien-auf-rekordniveau-76380.html Quelle: Der Markt für Anlageimmobilien ist in Dresden weiter auf Rekordkurs. Aufgrund der dynamischen Nachfrage erwartet Engel & Völkers Commercial für das Jahr 2016 einen Anstieg …

Sieben Monate nach Besetzung – Wagenplatz „Anna Ecke“ in Plagwitz erhält Mietvertrag für fünf Jahre – LVZ – Leipziger Volkszeitung

Leipzig-#Plagwitz: #Wagenplatz „Anna Ecke“ erhält Mietvertrag für fünf Jahre

LVZ Leipziger Volkszeitung: “Im Dezember hatte das Wagenplatz-Kollektiv „Gerädert“ ein Gelände nahe der Baumwollspinnerei besetzt, nach einer Räumungsaufforderung verließen sie die Fläche im Januar wieder. Nun haben sie mit der Stadt einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen. …

In einem vor dem Wagenplatz ausgehängtem Schreiben weist zudem Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) die Nachbarn von „Anna Ecke“ darauf hin, dass Bedenken und Vorbehalte zu Unrecht bestünden. „Wenn auch diese Wohnform nicht typisch für das Leben in einer Großstadt wie Leipzig ist, bitte ich Sie, Leipzig auch an dieser Stelle zu einem Ort der Vielfalt und Lebendigkeit werden zu lassen.“

In der Messestadt gibt es derzeit rund ein Dutzend Wagenplätze, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen.”

http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Wagenplatz-Anna-Ecke-in-Plagwitz-erhaelt-Mietvertrag-fuer-fuenf-Jahre Quelle: Im Dezember hatte das Wagenplatz-Kollektiv „Gerädert“ ein Gelände nahe der Baumwollspinnerei besetzt, nach einer Räumungsaufforderung verließen sie die Fläch…

Viele Länder noch unentschieden über Wohnortzwang für Flüchtlinge

Schland: Viele Bundesländer noch unentschieden über #Wohnsitzauflage für Geflüchtete

evangelisch.de: “In sieben Ländern gibt es noch keine Entscheidung darüber, ob den Schutzsuchenden zur Vermeidung von Ghettobildung ein Wohnsitz vorgeschrieben werden soll. Das hat eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergeben. Erst drei Bundesländer sind entschieden, den Wohnortzwang anzuwenden. …

Alle fünf ostdeutschen Flächenländer sowie Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind noch unentschieden, ob sie den Wohnsitzzwang noch näher eingrenzen. Fest entschlossen, die Wohnsitzzuweisung umzusetzen, sind Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. … .”

https://www.evangelisch.de/inhalte/136946/30-07-2016/viele-laender-noch-unentschieden-ueber-wohnortzwang-fuer-fluechtlinge Quelle: Der Wohnsitzzwang für Flüchtlinge gehörte zu den umstrittensten Punkten im Integrationsgesetz. Die Auflage soll Ghettobildung in Großstädten verhindern. Viele Bundesländer sind aber noch unentschlossen, ob sie die Regelung umsetzen wollen.

Sozialer Wohnungsbau in MV: Grüne beklagen geringe Hilfen

Mecklenburg-Vorpommern: Grüne fordern mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau

FOCUS Online: “Während das Land Brandenburg 100 Millionen Euro dafür bereitstelle, leite die rot-schwarze Regierung in Schwerin lediglich die Bundesmittel für die Schaffung von Sozialwohnungen in Höhe von 12,5 Millionen Euro weiter. „Damit ließen sich nicht einmal 300 neue Sozialwohnungen bauen – ein Bedarf, den allein die Hansestadt Rostock aufweist“, erklärte Grünen- Fraktionschef Jürgen Suhr am Donnerstag in Schwerin. Die Landesregierung müsse den sozialen Wohnungsbau angesichts wachsender Nachfrage nach preiswertem Wohnraum als Gemeinschaftsaufgabe wahrnehmen und auch Landesmittel einsetzen. „Das Geld ist vorhanden, denn das Land hat im Sondervermögen Wohnraumförderung M-V bereits 57 Millionen Euro angespart“, sagte Suhr. … .

Bündnis 90/Die Grünen Mecklenburg-Vorpommern, Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mecklenburg-Vorpommern

http://www.focus.de/regional/schwerin/wohnungspolitik-sozialer-wohnungsbau-in-mv-gruene-beklagen-geringe-hilfen_id_5772015.html Quelle: Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern fordern mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau.

Warum die Jungen den ländlichen Raum meiden

Warum die Jungen den ländlichen Raum meiden. Gründe für #Landflucht und #Schwarmstädte

Bayerische Staatszeitung: “Das Deutsche Jugendinstitut untersucht im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstmals bundesweit die Ursachen

Landflucht hat nicht nur etwas mit fehlenden Jobs zu tun – sondern, gerade bei jungen Menschen, auch oft mit der fehlenden Attraktivität des Lebensumfelds. In einer bundesweiten Studie, an der mit Wunsiedel im Fichtelgebirge auch ein bayerischer Landkreis beteiligt war, erforschte das Deutsche Jugendinstitut die Gründe. …

Die Gründe, warum vor allem Jugendliche zwischen 18 und 22 Jahren ihre Heimat verlassen, sind vielfältig: Neben schlechten Ausbildungs- und Jobperspektiven sowie drohender Arbeitslosigkeit spielen auch die eingeschränkte Mobilität, verkrustete Strukturen in den Gemeinden, fehlende politische Mitspracherechte sowie die nicht vorhandene digitale Erreichbarkeit eine Rolle für die Landflucht. … .”

http://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kommunales/detailansicht-kommunales/artikel/warum-die-jungen-den-laendlichen-raum-meiden.html Quelle: Landflucht hat nicht nur etwas mit fehlenden Jobs zu tun – sondern, gerade bei jungen Menschen, auch oft mit der fehlenden Attraktivität des Lebensumfelds. In einer bundesweiten Studie, an der mit Wunsiedel im Fichtelgebirge auch ein bayerischer Landkreis beteiligt war, erforschte das Deutsche Jugen…